Der Neue Bund und das Weizenkorn – Wortgottesfeier am 21. März 2021
„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20)
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INHALT
I. Der Neue Bund und das Weizenkorn
II. Die beiden Lesungen und das Evangelium des 5. Fastensonntags
III. Fürbitten
IV. Gebete
I. DER NEUE BUND UND DAS WEIZENKORN
Liebe Anwesende, noch einmal herzlich willkommen zu unserer Wortgottesfeier!
Vor fast genau vier Jahren, am 26. März 2017, sind wir zum ersten Mal zu einer solchen Feier hier in der Erzengelkirche zusammengekommen. Anlässlich dieses Geburtstags werde ich nach dem Ende der heutigen Wortgottesfeier noch ein paar Dinge sagen. Im Augenblick nur so viel: Wir feiern heute auch den vierten Geburtstag des liebevoll gemachten, überaus nützlichen und zu Recht beliebten Newsletters, den Ruth Guntram für uns mit großer Zuverlässigkeit gestaltet.
Eine kurze Erläuterung für diejenigen, die heute zum ersten Mal dabei sind und die ich besonders herzlich begrüße: Uns leitet ein Wort Jesu, das der Evangelist Matthäus (Mt 18,20) überliefert: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort, im gemeinsamen Gebet und im gemeinsamen Glaubensbekenntnis sind wir mit der Kirche auf der ganzen Welt verbunden. Die heutigen Texte der Lesungen und des Evangeliums sind die gleichen, die heute in Tausenden, vielleicht Millionen von Gottesdiensten überall auf der Welt vorgetragen und betrachtet werden. Wir kochen nicht unser eigenes Süppchen, sondern wir sind Teil einer weltumspannenden Gemeinschaft – und natürlich auch der Pfarrei Sankt Marien Wachtberg.
Lesungen und Evangelium am heutigen 5. Fastensonntag sind so tiefgründig und bedeutungsreich, dass wir sie gar nicht ausschöpfen können. Wir haben daher entschieden, in diesem Wortgottesdienst einen besonderen Aspekt hervorzuheben, nämlich den Gedanken des Bundes. Gott schließt einen Bund mit uns Menschen. Der erste Bund, von dem die Bibel berichtet, ist der Bund Gottes mit der ganzen Menschheit nach der Sintflut. Im Zeichen des Regenbogens verspricht er ihnen: „Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.“ (1.Mose 9,11–13)
Zur Erinnerung an diesen Bund Gottes mit uns Menschen werden die hier anwesenden Kinder werden Regenbögen malen.
Die Lesungen und das Evangelium weisen auf die Heilige Woche voraus – die Kar- und Ostertage, die am kommenden Sonntag, dem Palmsonntag, beginnen.
Mit dem Bild vom Weizenkorn erklärt Jesus seinen Zuhörern, was ihm bevorsteht: seinen Tod und sein Auferstehen. Sein Tod ist kein Scheitern – sein Tod bringt Frucht. Und: „Diese Frucht sind wir, seine Gemeinde. Uns als Gemeinschaft gibt es, weil Jesus den Weg des Weizenkorns gegangen ist.“ (P. Hermann Schalück)
Das Bild vom Weizenkorn kann jeder von uns aber auch auf sich persönlich beziehen. Ich zitiere aus der Betrachtung von P. Hermann Schalück zum heutigen 5. Fastensonntag: „[W]enn das letzte Loslassen kommt, wenn der Tod kommt – der[jenige] lieber Menschen oder der eigene – dann seid ruhig traurig. Aber denkt an das Weizenkorn. Es ist mit dem Tod nicht alles vorbei. Was ein lieber Mensch für mich war, das Beste und Schönste, was er mir und anderen hinterlassen hat, das geht in Gottes Augen nicht verloren. Das wirkt und lebt weiter. Das Weizenkorn wird Frucht bringen, ein Halm wird wachsen. Ein Sonnenblumenkern wird zur Sonnenblume, eine Raupe zum Schmetterling, der Winter zum Frühling. Und Karfreitag – der Tag des Todes – wird zu Ostern, dem Fest des Lebens.“
Was hat das alles nun mit der Lesung aus dem Buch Jeremia zu tun?
Diese Lesung beginnt mit dem Satz: „Siehe, Tage kommen – Spruch des HERRN –, da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund.“ Erstaunlich ist das Wort „neuer Bund“. Ist das nicht der Bund, den Gott durch seinen Sohn Jesus Christus der ganzen Menschheit anbietet? Denken wir an die Worte Jesu beim letzten Abendmahl, wie sie uns der Evangelist Lukas (Lk 22,20) überliefert: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Das Wort vom „Neuen Bund“ ist uns deshalb so vertraut, weil wir es in jeder Eucharistiefeier hören.
Was hat der „neue Bund“ im Alten Testament zu suchen? Ist denn nicht der „alte“ Bund Gottes mit den Israeliten durch den „neuen“ Bund mit der ganzen Menschheit ersetzt worden? So hat es die Kirche früher gelehrt, aber inzwischen hat sich eine neue Sicht durchgesetzt – seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, immer wieder bekräftigt durch die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus.
Vielleicht ist es hilfreich, an dieser Stelle einem Vorschlag des Münsteraner Alttestamentlers Erich Zenger zu folgen. Er bezeichnet die Schriften der Hebräischen Bibel – vor allem Moses und die Propheten – als das „Erste Testament“. Im Ersten Testament ist mehrfach vom Bund die Rede. Den ersten Bund schließt Gott nach der Sintflut mit der ganzen Menschheit. Den zweiten Bund schließt er mit Abraham, dem Stammvater der Ismaeliten, Edomiter und Israeliten. Paulus bezeichnet Abraham als „unser aller Vater“ (Röm 4,16), denn sein Weg ist der Weg des Glaubens. Den dritten Bund schließt Gott mit den Israeliten am Berg Sinai.
Gott steht zu seinen Versprechen und Verheißungen. Es sind die Menschen, die den Bund mit ihm brechen. So gesehen, ist der „neue Bund“, von dem Jeremia spricht, kein wirklich „neuer“ Bund, sondern ein „erneuerter“ Bund. Was ist das besondere an diesem „erneuerten Bund“? Er wird uns, wie Jeremia sagt, auf das Herz geschrieben. Er ist kein Dokument, wie man es beim Notar unterschreibt, sondern er ergreift und verändert den ganzen Menschen. Er bewirkt eine Transformation, eine Metamorphose.
Und damit sind wir wieder beim Bild vom Weizenkorn: Es handelt von einer großen Transformation, einer Umwandlung. Das Weizenkorn stirbt nur scheinbar. In Wahrheit ist es der Keim neuen Lebens. Und dieser Vorgang ist nicht einmalig, er wiederholt sich ständig – in unserem persönlichen Leben wie im Leben der Menschheit. Gott bietet uns täglich an, den Bund mit ihm zu erneuern. Man könnte auch sagten: Er ist immer bereit, uns zu verzeihen. Aber er möchte auch, dass wir uns selbst erneuern. Für uns Christen ist der Weg der Erneuerung die Nachfolge Jesu. Nachfolge ist der Dienst, zu dem er uns aufruft: „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.“
Gehen wir also in die vor uns liegenden Kar- und Ostertage in der Zuversicht, dass Gott seinen Bund mit uns erneuern will.
II. DIE BEIDEN LESUNGEN UND DAS EVANGELIUM DES 5. FASTENSONNTAGS
Lesung aus dem Buch Jeremia (Jer 31, 31–34)
Siehe, Tage kommen – Spruch des HERRN –, da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund.
Er ist nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war – Spruch des HERRN.
Sondern so wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe – Spruch des HERRN: Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein. Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen – Spruch des HERRN.
Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.
Lesung aus dem Hebräerbrief (Hebr 5, 7–9)
Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht.
Obwohl er der Sohn war, hat er durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden.
Evangelium (Joh 12, 20–33)
Unter den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten, gab es auch einige Griechen. Diese traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: „Herr, wir möchten Jesus sehen.“ Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.
Jesus aber antwortete ihnen: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.
Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: ‚Vater, rette mich aus dieser Stunde‘? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!‘“
Da kam eine Stimme vom Himmel: „Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.“ Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: „Es hat gedonnert.“ Andere sagten: „Ein Engel hat zu ihm geredet.“ Jesus antwortete und sagte: „Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“
Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.
III. FÜRBITTEN
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Aus diesem Geist heraus bitten wir Gott:
Für unsere Kirche: Gib ihr Kraft, glaubwürdig und ehrlich die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden, damit diese Botschaft auf fruchtbaren Boden fällt.
Für die Menschen, die sich in unserer Gemeinde engagieren: Gib ihnen immer wieder neuen Mut und neue Kraft, sich für ein gutes Gemeindeleben aus dem Geist Jesu einzusetzen.
Für alle Menschen in Kriegs-und Krisengebieten: Sei du ihnen nahe und gib ihnen Kraft, nicht aufzugeben.
Für alle Menschen, die sich privat und beruflich um pflegebedürftige Menschen kümmern: Lass sie erfahren, wie wichtig ihre Arbeit ist und dass sie hoch geschätzt wird.
Für alle Eltern mit kleinen und heranwachsenden Kindern: Lass sie ihren Kindern einen guten Kompass und eine gute Wegzehrung für ihr späteres Leben mitgeben.
Für unsere Verstorbenen: Hilf, dass alles, was sie in ihrem Leben Gutes getan haben, reiche Früchte trägt.
IV. GEBETE
Tagesgebet: Herr, unser Gott, du hast mit uns einen neuen Bund geschlossen. Bleib in unserer Mitte und gib uns die Kraft, diesen Bund immer in unserem Herzen zu bewahren.
Gebet vor dem Friedensgruß: Lieber Vater im Himmel, Du hast mit allen Menschen einen Bund im Zeichen des Regenbogens geschlossen. In Deinem Sohn Jesus Christus hast Du den Bund erneuert und in unser Herz geschrieben. Du willst, dass wir miteinander und mit der Schöpfung in Frieden leben.
Schlussgebet: Herr, unser Gott, Dein Sohn Jesus Christus ist den Weg des Weizenkorns gegangen. Sein Tod bringt Frucht. Diese Frucht sind wir, seine Gemeinde. Wir tragen die Saat, die er uns anvertraut hat, in die Welt hinaus. – Amen
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